Mythos Hawaii

Mythos Hawaii, warum?

Wenn am Samstag die Triathlonwelt zu den Ironman World Championchips nach Kailua-Kona schaut, stellt sich wieder die Frage was ist dran

am Mythos Hawaii?! Viele möchten einmal auf Hawaii starten, aber es bleibt aus verschiedenen Gründen beim Wunsch. Nur den besten der Profis und Altersklassen-Triathleten ist es gegönnt.

Wenn man nach einem anstrengenden Flug abends in Kailua-Kona auf Big Island Hawaii landet, aus dem Flugzeug heraustritt, auf der Treppe zum Rollfeld steht und der warme Blumenduft um die Nase weht, dann weis man, man ist angekommen. All die vielen Trainingsstunden haben sich gelohnt.

Spätestens nach der ersten Nacht, wenn die Sonne den Ozean erleuchtet kommen die ersten Glücksgefühle. Ich bin in den Jahren mindestens 14 Tage vor dem Rennen angereist und Kailua-Kona ist dann noch ein verträumtes Städtchen. Es macht Spaß mit der Morgensonne am Alii Drive zu trainieren. Die Blumenbracht, der Blick auf den Ozean, die Turtle-Bay laden einen dazu förmlich ein. Spätestens eine Woche vor dem Ironman wird es dann voll. Kailua-Kona ist in Triathlon-Händen. Wenn man jetzt am Pier schwimmen trainieren möchte, lohnt sich früh aufzustehen. Denn dann kommen sie „Sehen und gesehen werden“, der Pier von Kailua-Kona ist voll. Auch von zahlreichen Möchtegern-Fotografen die unbedingt ein Foto von „ihren“ Stars schießen möchten. Aber wie sagte schon eine sichtlich genervte Chrissie Wellington: „One touch for 100 Dollar!“ Muss man nicht unbedingt haben, aber vielleicht gehört auch dies irgendwie dazu. Jeder wie er es braucht. Allein mit den bunten Fischen, den Delphinen und begleitet von den aufpassenden Kanufahrern zu schwimmen macht mehr Spaß als sich schon im Training zu behindern.

Fleißig wird auf dem Queen K. Highway in Richtung Scenic-Point oder gar bis Hawi mit dem Rad trainiert. Auch am Alii Drive werden von früh morgens bis zum Einbruch der Dunkelheit die letzten Km abgespult. Man hat den Eindruck, einige müssten ihren Trainingsrückstand noch aufholen. In der letzten Woche sollte das Training jedoch abgeschlossen sein.

Etwas Lockerheit und kurze Entspannung bringt der schon traditionelle Abend des Team Erdinger Alkoholfrei im Humpy’s . Eine tolle Atmosphäre bei Sonnenuntergang und Blick auf den Ozean.

DER Tag rückt näher, die Anspannung steigt. Wie verläuft mein Rennen? Hawaii hat seine eigenen Gesetze. Wann kommen die gefürchteten Mumuku -Winde? Kommen sie schon beim 36 km-Anstieg in Richtung Hawi oder erst auf dem Rückweg. Zu viele, ob Profis oder Altersklassenathleten, mussten schon aufgeben. Angst? Nein, aber Respekt war bei immer vorhanden. Respekt haben alle, egal ob sie Dave Scott, Jan Frodeno, Andreas Realert, Thomas Hellriegel, Timo Bracht, Natascha Badman oder Ute Mückel heißen. Man grüßt sich und wünscht sich alles Gute für den bevorstehenden harten Tag. Natürlich gibt und gab es auch Athleten die sich schon vor dem Rennen wie die Stars fühlen. Nur weil sie die Quali geschafft, den Anstand und das sportliche Fairplay verloren haben. Aber Hawaii wird im Kopf entschieden und wenn in der Birne nichts drin ist, werden sie es am Samstag schwer haben.

Ja, Hawaii wird im Kopf entschieden und man muss während des Rennens die Ziele immer wieder neu definieren. Selbst wenn du den heißesten Punkt im Energy Lab geschafft , den Anstieg zum Highway überwunden hast und du „nur“ noch 12 km auf dem Queen K. Highway in Richtung Kona laufen musst, kann überraschend plötzlich der Akku leer sein und es wird zum Wandertag. Wenn du aber nach einem harten, heißen Tag dann in die Palani Road einbiegst, weist du ich habe es geschafft. Die letzten 300m auf dem Alii Drive zum Ziel bleiben dir ewig in Erinnerung. Wenn dir Mike Reilly im Ziel zuruft „You are an Ironman“ spätestens dann kennst nun den Mythos Hawaii.

Im Ziel bist du überglücklich und du lebst in den nächsten Tagen in Euphorie. Aber der Kopf und der Akku sind leer. Beide müssen das Ganze nun verarbeiten und brauchen Pause. Deshalb bin ich das „Abenteuer“ Hawaii stets nur alle zwei Jahre angegangen. Dies ist mir auch von 1992 an gelungen und wurde nur durch drei schwere Radunfälle unterbrochen.

Ein perfektes Rennen auf Hawaii gibt es ganz selten. Ein fast perfektes gelang mir nur 1996. In Erinnerung wird ewig bleiben als ich mit der Familie auf der Insel war und mir der Sprung auf die Bühne gelang. Die nachstehende Tabelle ist nur ein Zahlenspiel, denn jedes Rennen ist anders. Mal hoher Wellengang oder Strömung beim Schwimmen, unterschiedliche Winde oder Wetter auf dem Rad. Nur das Laufen ist fast immer gleich: die Sonne knallt von oben und deine Haut wird anschließend runderneuert.

Die Tabelle zeigt aber schon ein paar tolle Splits. 5:15 h mit Stahlrahmen oder 3:20 h im Marathon (46 Jahre). Schön, dass ich im letzten Jahr bei meinem 30. Ironman-Finish am 10.10. zum 10.Mal auf Hawaii finishen durfte. Aber die Göttin Pele hat noch mal alles gegeben, mir wurde nichts geschenkt. Wellen, Strömung und Fußtritte beim Schwimmen, Mukumu-Winde und 60 km Regenschauer auf dem Rad, den heißesten Tag seit Jahren, es war extrem.

Vergleich meiner Hawaii-Triathlons 3,9 km Swim, 180 km Bike, 42,2 km Run

AnzahlQualiAK-PlatzJahrSwimBikeRunZeitAK-PlatzAlterAK
1Roth7199201:09:4205:15:4203:33:5309:59:111742AK 40
2New Zealand51994 01:14:59 05:31:1803:25:5110:11:581044AK 40
3Roth11996 01:08:5705:24:3203:20:5909:54:28446AK 45
4Australien     31998 1:07:3505:58:2403:49:3010:55:291648AK 45
5Australien22000 1:09:5305:50:1604:10:0511:15:141250AK 50
6Florida4200201:17:1005:45:0004:19:5111:29:112052AK 50
7Lanzarote2200801:17:1506:08:0505:25:2112:58:553958AK 55
8Lanzarote2201001:16:1106:04:0704:55:3912:25:081760AK 60
9Südafrika2201301:19:1105:54:0405:19:09 12:41:412963AK 60
10Maastricht1201501:31:3106:16:5404:54:4812:54:21765AK 65

Auch ich werde am Samstagabend bzw. Nacht mit Wehmut vorm Livestream oder TV sitzen und das Rennen verfolgen. Man kennt ja jeden Lavastein.

Allen Teilnehmern viel Erfolg! NEVER GIVE UP!!

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